Themen im Dezember 2016:
Kernenergie: Schlüsselfaktor für eine dekarbonisierte EU
Die Deutsche Energiewende und das Klima-Abkommen von Paris
Neue Ergebnisse aus der Forschung zu Quelltermen
Radioaktive Abfälle: Westeuropa und USA (II)
Abfallfreimessung hinsichtlich Radioaktivität
NucNet
Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EESC) fordert eine umfassendere Strategie für eine überarbeitete Fassung des von der Europäischen Kommission veröffentlichten Programms Illustrative Programme for Nuclear Energy für die Kernenergie (PINC). Das EWSA-Mitglied Brian Curtis erläuterte gegenüber NucNet weshalb das vorliegende PINC die Kernthemen der Kernenergie nicht ausreichend anspricht und dass die EU wichtige Themen durch eine zu starke Konzentration auf Erneuerbareunbeachtet lässt. Der EESC ist ein beratendes Gremium, das Interessen der Zivilgesellschaft in der EU vertritt. Seine Stellungnahmen werden der EU Kommission, dem Europäischen Rat und demEuropäischen Parlament übermittelt. Brian Curtis war Berichterstatter für die Stellungnahme des Ausschusses.
FORATOM
Der europäische Energiesektor steht im Lichte des Pariser-Klimaabkommens (COP21), der Energie Union und neuen Energiemarktstrukturen vor neuen Herausforderungen. Die Kernenergie kann als kohlenstoffarme Technologie wesentlich zur Umsetzung der Vereinbarungen der COP21 beitragen. Für Europa sind aber neue politische Perspektiven erforderlich, um kohlenstoffarme Technologien verfügbar zu machen, die Energieversorgung technisch zu modernisieren und damit zum Wohlstand der Europäer beizutragen. Vorteile der Kernenergie in einer kohlenstoffarmen Zukunft und für die Versorgungssicherheit werden aufgezeigt und Wege für Investitionen empfohlen.
Eike Roth
Auf der Welt-Klimakonferenz in Paris wurden verschärfte Ziele für den Klimaschutz vereinbart. Die von den einzelnen Ländern als Basis der Vereinbarung in Aussicht gestellten Beiträge reichen aber bei Weitem nicht aus, diese Ziele zu erreichen. Die – deutsche – Energiewende ist hierfür ungeeignet. Sie ist nicht durchführbar, solange es keine ausreichend verfügbaren und bezahlbaren Speicher für Strom gibt. Zudem belasten die enormen Kosten. Eine grundlegende Neuorientierung ist dringend erforderlich.
Christian Raetzke
Das Bundeskabinett hat den Entwurf eines „Gesetzes zur Neuordnung der Verantwortung in der kerntechnischen Entsorgung“ verabschiedet. Die einzelnen Elemente des Artikelgesetzes fügen sich zu einem Gesamtkonzept zusammen, in dem die öffentliche Hand neben der bisherigen Verantwortung für die Endlagerung auch die Zwischenlagerung übernimmt und beide staatliche Aufgaben von einem neuen öffentlich-rechtlichen Fondsfinanziertwerden, in den die Betreiber ihre Rückstellungen einzahlen. Durch Zahlung eines zusätzlichen Risikoaufschlages können die Betreiber auch eine zukünftige Nachschusspflicht ausschließen. Dieses neue Konzept ist zu begrüßen, weil es – ungeachtet vieler Schwierigkeiten und teils auch Unklarheiten im Einzelnen – zu einer strukturell funktionsfähigen und nachhaltigen Lösung für die Entsorgung der Abfälle aus der Kernenergie führen würde.
Luis E. Herranz, Tim Haste und Teemu Kärkelä
Die Quelltermforschung ist seit mehr als 30 Jahren ein international etablierter Bestandteil der Kernforschung und die Ergebnisse haben das Vertrauen in die Berechnungen von möglichen radioaktiven Freisetzungen in die Umwelt nach einem schweren Reaktorunfall erhöht. Wichtige experimentelle Daten wurden vor allem im internationalen Rahmen der Aktivitäten von OECD/NEA und EURATOM gewonnen. Speziell bietet Phébus FP wesentliche Einblicke in die Freisetzung und den Transport von Spaltprodukten. Ergebnisse dienen der Weiterentwicklung von Schwerstörfallcodes. Neuere Forschungsergebnisse werden vorgestellt und bewertet. Vorhandener Forschungsbedarf wird identifiziert und zukunftsorientierte Vorhaben werden identifiziert. Ein wichtiger Punkt ist die Untersuchung der Übertragbarkeit und folgende Übertragung der Forschungsergebnisse auf die Bedingungen bei Leistungsreaktoren.
Mark Callis Sanders und Charlotta E. Sanders
Das Management von abgebranntem Kernbrennstoff und radioaktiven Abfällen aus der zivilen und militärischen Nutzung erfordert eine Strategie für die dauerhafte sichere Endlagerung. Die einzelnen Kernenergie nutzenden Staaten beschreiten dafür teils unterschiedliche Wege und die Strategien befinden sich in unterschiedlichen Stadien ihrer Entwicklung und Implementierung. Die Strategien können die geologische Tiefenlagerung, die Wiederaufarbeitung des Kernbrennstoffs, Zwischenlagerung als auch multinationale Lösungen umfassen. Ein Überblick der Entsorgungswege wird für westeuropäische Staaten und die USA gegeben hinsichtlich Strategien und gesetzgeberischem Rahmen. Jeder Staat muss dabei seinen Verpflichtungen nachkommen und nationale Gegebenheiten wie gesellschaftliche Forderungen und Rechtsrahmen sind zu berücksichtigen.
Marina Sokcic-Kostic und Roland Schultheis
Freimessungen sind immer ein Kompromiss zwischen messtechnischen Anforderungen (d.h. kleine Nachweisgrenzen, hohe Verlässlichkeit) und ökonomischen Randbedingungen (hoher Durchsatz, effiziente Messverfahren, niedrige Freimesskosten). Abhängig von Abfallmenge und Abfallart ergeben sich unterschiedliche Lösungsansätze. Für große Abfallmengen von mehr oder weniger homogenen Abfällen ist die Förderbandmethode der größte Favorit, welche zudem bereits in der Praxis ihre Tauglichkeit nachgewiesen hat. Dies ist insofern von Wichtigkeit, als in den kommenden Jahren gerade in Deutschland zahlreiche Kernkraftwerke rückgebaut werden und bei denen große Abfallmengen anfallen werden. Für einige Anwendungsfälle wie z.B. Tritium oder C-14 existieren zufriedenstellende Lösungen entweder noch nicht oder befinden sich momentan in der Entwicklungsphase. Für die Entwicklung von Freimessmethoden gibt es noch ein großes Potential und neue innovative Lösungen lassen sich hier keinesfalls für die Zukunft ausschließen.
Marc Geiselhart
Mit einem Umfang von 26,659 km und etwa 9.600 Magneten ist der Large Hadron Collider (LHC) der bisher größte und aufwendigste Beschleuniger der berühmten Großforschungseinrichtung CERN. Das Large Hadron Collider beauty (LHCb)-Experiment, das A Toroidal LHC ApparatuS (ATLAS)-Experiment und das Compact Muon Solenoid (CMS)-Experiment sind drei der vier Experimente, diederzeit am LHC installiert sind. Um präzise Messungen zu erzielen, werden Silizium-Detektoren in unmittelbarer Nähe des Interaktionspunkts aller Experimente montiert. Kohlenstoffdioxid-Kühlanlagen kühlen die innersten Schichten der Silizium-Detektoren auf Temperaturen von bis zu -40 °C. Dazu werden im LHCb-Experiment seit 2007 zwei Membrandosierpumpen eingesetzt. Zwei ähnliche Systeme regeln seit Anfang 2015 das Temperaturmanagement des IBL-Subdetektors des TALS-Experiments.
Angelika Bohnstedt und Erik Baumann
Zusammenfassender Bericht zur Focus Session „Strahlenschutz“ des Key Topic „Enhanced Safety & Operation Excellence“ der 47. Jahrestagung Kerntechnik (Annual Meeting on Nuclear Technology), Hamburg, 10. bis 12. Mai 2016. Weitere Berichte sind in vorangegangenen Ausgaben der atw erschienen bzw. werden in folgenden veröffentlicht.
Victor H. Sánchez-Espinoza
Die diesjährige Frédéric Joliot/Otto Hahn Sommerschule (FJOH) wurde vom französischen Commissariat à l’Énergie Atomique (CEA) und dem Karlsruhe Institute of Technology (KIT) in Aix-En-Provence (Frankreich) angeboten. Das diesjährige Schwerpunktthema waren Flüssigmetallgekühlte schnelle Reaktoren von morgen – Verbesserte Sicherheit und Leistung. Anerkannte Experten aus Europa, Amerika und Asien präsentierten die neuesten Entwicklungen, den aktuellen Stand und Trends in verwandten Bereichen.
John Shepherd
Im März 2011, vier Tage nach dem Unfall im japanischen Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi sagte ein US-Immobilien-Tycoon in einem Fernsehinterview: „Ich bin von der Zukunft der Kernenergie überzeugt.“ In einem Umfeld, in dem Experten,Behörden und Regierungen bemüht waren, die Ereignisse zu verarbeiten, verzichtete der Geschäftsmann nicht, seine Meinung zu vertreten. Seine Worte gelangten damals nicht in die internationalen Schlagzeilen. Nach dem 8. November 2016 sollte die Welt diese Sätze aufgreifen – denn sie stammen vom künftigen US-Präsidentenwahl, Donald Trump.